Samstag, 28. Juli 2012

12-Viertausender- oder Spaghetti-Tour mit BergVagabund

Wir wagten uns in diesem Jahr zur legendären 12-Viertausender Tour (auch bekannt als Spaghettitour) mit Peter Schoch und Franziska Hold (BergVagabund) im schönen Monte Rosa Massiv. Zusammengefasst war es eine wunderschöne Woche mit viel Wind(böen), Sonne und natürlich Pasta :-).


1. Tag, 15.8.12: Anfahrt
Anfahrt mit ÖV nach Zermatt und mit der Bahn zum "Trockenen Steg" wo man innerhalb von 30 Minuten zur Gandegghütte (3030m) gelangt, unserer ersten Hütte in dieser Woche. Es gab eine kurze Repetition über Seilhandhabung (Knoten, Verkürzen, kurzes Seil,...), so dass wir gut gewappnet in die Woche starten können. Die Gandegghütte ist klein aber fein und mit dem legendären Stroganoff welches täglich entweder mit Reis oder Kartoffelstock gibt hat sie sich schon einen Namen gemacht.

2. Tag, 16.8.12: Breithornüberschreitung
Da die Matterhornbahn bereits am Vortag technische Probleme hatte und nicht zum Kleinen Matterhorn (3870m) fährt, nahmen wir die zusätzlichen 800 Höhenmeter zu Fuss in die Hand und liefen gemütlich entlang der Skipiste mit herrlichem Sonnenaufgang Richtung Klein Matterhorn und weiter zum Breithorn. Ein bissiger Wind war bis zum ersten Gipfelziel unser ständiger Begleiter. Vermutlich wegen der defekten Bahn trafen wir relativ wenige Tourengänger an. Wir liessen den Hauptgipfel links liegen und steuerten direkt den mittleren Breithorngipfel (4076m) an um danach zurück zum Hauptgipfel (4164m) zu gelangen. Der Wind liess etwas nach so dass man die herrliche Rundsicht auf Matterhorn, Zinalrothhorn, Weisshorn, Allalinhorn, etc. sowie unsere nächsten Gipfelziele geniessen konnten.
Der Abstieg zur Rifugio Guide della Val d'Ayas / Ayashütte (3394m) und nochmals 400 Höhenmeter weiter zur Rifugio Mezzalama (3004m) gestaltete sich als langer, aber durch schöne Gletscherlandschaften gezeichneter, Weg. Zwei 4000er hinter uns genossen wir die feine Pasta Carbonara (als Vorspeise) und ein feines wohlverdientes Gläschen Wein.

3. Tag, 17.8.12: Castor, Felikspitz, Felikhorn
Der Tag begann mit kräftigen Windböen aber sonnig. Doch wegen der Windstärke, war es zunächst unklar, ob wir den Castro, den "Zwillingsbruder" des Pollux, überschreiten können. Da der Wind etwas nachliess und es hiess, dass Punkt 11 Uhr kein Wind mehr gehe wagten wir den steilen Aufstieg. Leider zogen Wolken auf, kräftige Windböen liessen uns mehrmals in die Hocke gehen und so gestaltete sich der Aufstieg auf den wunderschönen Gipfel als etwas mühselig. Der Gipfelaufenthalt auf 4223 Meter über Meer gestaltete sich kurz. Weiter ginge über den Grat zum Felikspitz (4174m) und Felikhorn (4087m), welche beide leicht zu übersehen sind, aber doch stolze 4000 Meter hoch sind. Bei einer kurzen Rast etwas tiefer und im Windschatten bemerkten wir, dass sich nur die 4000er Gipfel in den Wolken hangen, weiter unten ist es sonnig. Die Nacht verbrachten wir in der grossen Sellahütte (Rifugio Quintino Sella) wo es natürlich wieder Pasta zur Vorspeise gab.

4. Tag, 18.8.12: Il Naso, Ludwigshöhe, Corno Nero, Balmenhorn, Vincent Pyramide
Ein herrlicher und sonniger Tag empfing uns am morgen, an schattigen Hängen mit Wind drang die Kälte aber trotzdem bis zu den Zehen hindurch.
Die Nase (Il Naso) ist von der Nordseite her eine regelrechte Eisplatte. Dank viel Schnee erklommen wir ihn relativ leicht mit guten vorgespurten Tritten im Steilhang. Eisschrauben waren dabei überflüssig. Auf dem Gipfel erwartete uns eine herrliche Sicht auf den Lieskamm, die Dufourspitze, Zumsteinspitze und die weiteren heute noch zu erklimmenden Gipfel. Wie Ameisen zogen die Seilschaften durch die Gletscherlandschaft und gaben uns zu verstehen, dass wir nun im "Massentourismus" gelandet sind. Nun ging es ans Gipfelstürmen: Ludwigsöhe(4341m), Corno Nero (4321m), Balmenhorn (4167m) und die Vincent Pyramide (4215m).
Der Abstieg zum Rifugio Gnifetti (3647m) ging wieder durch urchige und wilde Gletscherlandschaften und hie und da konnten wir einen Blick in tiefe Gletscherspalten erhaschen, umgingen diese aber wohlweislich. In der Hütte trafen wir eine Unmenge an Bergsteigern an sowie eine tschechische Gruppe von ca. 80 Teilnehmern. Das Essen (auch wieder Pasta zur Vorspeise) mussten wir diesmal aber selbst holen am Buffet, wo uns aber eine ungewöhnliche Mahlzeitenauswahl zur Verfügung stand. Da es die letzte italienische Hütte war auf dieser Tour durfte ein "Genepi" (Likör) nicht fehlen.

5. Tag, 19.8.12: Zumsteinspitz, Signalkuppe
Der letzte Tag um noch die verbleibenden drei Gipfel zu erklimmen begann warm, sonnig und leicht windig. Mit zunehmender Höhe nahm der Wind und die Wolken jedoch zu und eisige Kälte liess uns schlottern. Wegen starker Windböen beim Aufstieg liessen wir die Parrotspitze (4432m) rechts liegen und steuerten direkt auf die Zumsteinspitze zu, wo der Wind erträglicher war. Der steile Aufstieg auf den zweithöchsten Berg in der Schweiz (4563m) liess die Wärme wieder zurück in die Zehen fliessen. Der Nebel verdeckte uns den steilen Abgrund links vom Aufstieg, so dass ein Schwindelgefühl zum Glück ausblieb. Auf dem Gipfel konnten wir dann doch noch einen Blick auf die nahe Doufurspitze erhaschen, welche nur 65m höher liegt. Wer weiss, vielleicht erklimmen wir sie nächstes Jahr...
Weiter unten konnten wir die grosse tschechische Gruppe sehen, welche zur Signalkuppe (4554m) und somit zur Cabanna Margaritha, der höchstgelegensten Hütte in Europa, aufstiegen. Es erinnerte uns etwas an Fotos vom Himalaya wo man wie ein Band Mensch an Mensch den Berg erklimmen sieht. Bis wir zum Aufstieg kamen, hatten wir bereits "freie Fahrt". Oben angekommen unterliessen wir es in die Hütte zu gehen da sie bestimmt bereits überfüllt ist, obwohl die Aussicht auf eine warme Suppe verlockend gewesen war. So stiegen wir ab, vorbei an der Nordseite des mächtigen Lieskamms, wieder durch wilde Gletscherabbrüche und über schmale Schneebrücken um die grossen Spalten zu umgehen. Es war nicht schwierig voraus zu sehen, dass in ein paar Wochen unser Weg nicht mehr begangen werden kann. Es ging weiter über den Grenzgletscher zur Monte Rosahütte (2795m) hinab. Es ist ein spannender Abstieg wo man aus dem Staunen kaum mehr raus kommt. Man geht drekt vorbei an Spalten, Abbrüchen, über schmale und breite Brücken vorbei an Höhlen und Statuen. Der Wind nimmt ab, es wird heiss und heisser und gleichzeitig ziehen Regenwolken auf. Wir kamen noch trocken in der Monte Rosahütte an, fanden aber keine Hüttenfinken. Da waren wohl diebische Elstern am Werk und wir waren nicht die einzigen, welche in Socken oder Barfuss in der Hütte umhergingen. Die neue Hütte ist hell und grosszügig eingerichtet. Die grossen Fenster im Esssaal lassen uns den Blick hoch wandern, wo wir vor kurzem knapp 2000 Meter höher waren. Kaum zu glauben, dass wir 12 Viertausender hinter uns haben. Da darf ein feines kaltes Plättli mit Walliser Weisswein nicht fehlen.

6. Tag, 20.8.12: Abstieg
Es ist wieder ein sonniger warmer Tag. Hier unten im Tal geht ein leichter Wind, doch wir ahnen wie es 2000 Meter höher zu und her gehen wird.
Der Abstieg zum Rotenboden (2815m) geht über den Gornergletscher, wobei wie bei einem Wanderweg die Route schön markiert ist. Um auf den Wanderweg richtung Rotenboden zu gelangen mussten wir noch über eine steile abenteuerliche Treppe hochsteigen. Der Wanderweg erweist sich als traumhafte Route wobei man kaum mehr aus dem Staunen herauskommt. Dutzende verschiedene Blumen schmücken den Wegrand und wenn man genau hinschaut erblickt man hie und da auch noch ein Edelweiss.
Wir können wieder zurückblicken auf das Monte Rosa Massiv und unsere erklommenen Gipfel. Dabei sehen wir, dass die Matterhornbahn wieder funktioniert...
Doch hat dieses Mal die Gornergratbahn einen technischen Defekt und die Billette werden manuell ausgedruckt bzw. ist das Wechselgeld knapp und einige erhalten nur durch Münzwechsel beim Kollegen ein Billett. Naja, das stört uns nun nicht mehr, wir sind glücklich gesund zurück in Zermatt zu sein, haben noch Zeit für einen feinen Zmittag und erwischen noch pünktlich die Bahn welche uns nach Hause bringt.

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