Dienstag, 10. Juli 2012

Selbsanft (2950m) und Bifertenstock (3421m)

Der Tourenbeschrieb versprach zwei konditionell anspruchsvolle Tage auf der schönsten Hochtourenroute im Glarnerland. So wagten wir uns auf das konditionell hoch anspruchsvolle Abenteuer mit Bergführer Heiri Furter, Thomas und zwei weiteren Teilnehmer. Der Selbsanft ist jedoch gar nicht so sanft wie der Name sagt, doch dazu später.


Samstag 30.6.12
Früh morgens um 4.00 Uhr und bereits 20 Grad warmen Sommertag sind wir bei Tierfehd gestartet. Martin und ich haben nicht schlecht über die riesige Baustelle unterhalb vom Limmernsee gestaunt-war sie anscheinend in allen Medien nur wir wussten nichts davon...

Von Beginn weg ging es auf einem breiten Wanderweg steil bergauf. Wir merkten schnell, dass Heiri nicht den gemütlichen Bergführerschritt drauf hat, sondern zügig vorwärts ging. Kurz vor einer geossen Brücke bogen wir links in einen Arbeiterpfad ein welcher zu einem alten Stollen unterhalb des Selbsanfts führt. Der Weg erweist sich als abenteuerlich: wir gingen am gut gefüllten Bachlauf entlang über Steine und Schneefelder. Zum Glück blieben alle trocken. Dank noch grossen Schneefeldern konnten wir gewisse Schlüsselstellen bequem passieren und kamen nach ca. 2 Stunden zum Einstieg. Wenn man ihn nicht kennt sieht man ihn nicht und man merkt, dass diese Tour nicht viel begangen wird.
Mit Pickel und Helm ausgerüstet krakselten wir auf den Gemswegen die steile Wiesenflanke hinauf. Da es Nordhang war hatten wir lange noch Schatten bis knapp vor dem Felseinstieg, welchen wir dankbar annahmen. Die Kletterei war bis auf eine Schlüsselstelle relativ einfach (3.Grad), Lose Steine und Steinschlaggefahr machten uns mehr sorgen und wir beide kamen um ein paar Schrammen und Bläuelen nicht vorbei (zum Glück passierte nicht mehr). Würde man von unten hochschauen, denkt man, dass schafft man nie, 2 Stunden ging es steil im Fels bergauf. Zum Glück hatten wir einen kundigen Führer da man schnell mal auf die falsche Seite gehen kann wo der Abgrund einem entgegenlächelt. 2200 Höhenmeter später erreichten wir endlich den Gipfel (vorderer Selbsabft). Eine herrliche Aussicht ist unser Lohn. Tief unter uns die Tierfehd und der Limmernstausse, vor uns der mittlere Selbsanft, welcher noch zu überqueren ist, und der Bifertenstock unser morgiges Tagesziel. Der Tödi zeigt sich von seiner schönen Seite und der Gletscherabschrund sticht uns ins Auge, kaum zu glauben, dass man da hoch kommt. Weiter gen Norden sehen wir den Glärnisch und Teils auch in die Lindtebene.

Die Rast bleibt kurz, den wir haben noch einen weiten Weg vor uns bis zur Hütte. Ab dem mittleren Selbsanft führt es relativ eben bis zum Limmernfirn, welcher weniger Firn als Schnee ist. Wir haben Glück dass noch viel Schnee liegt, sonst hätten wir die 600 Höhenmeter zur Hütte hinab über grosse Felsen runterstiegen müssen. So rutschten wir vergnügt den Hang hinunter und erreichten nach 12 Stunden Marsch die Hütte. Sie erwies sich als herziges Biwak, welches auf googlemaps nicht zu orten ist. Der Kamin musste noch montiert werden, das WC war die Natur pur draussen. Das Essen war aber nicht minder als in anderen Hütten und wenn alles selber hochschleppt schmeckt es doch viel besser. Suppe, Spaghetti Bolognese und Arrabiata und zum Dessert fanden wir noch Wernli Waffeln und Fruchtsalat - was für ein Festschmaus auf 2474 M.ü.M.

Sonntag 1.7.12

Um 3.Uhr war Tagwache, die Nacht war warm und gemütlich und das Zmorge wieder nicht zu überbieten. Es war bewölkt und für heute waren Gewitter angesagt, doch wir hatten guten Föhn welcher uns den Regen fernhielt. Um 4.00 Uhr liefen wir los ca 1 Stunde auf dem Limmernfirn entlang. Über uns tronte der Bifertenstock und die Eisnase (40 Grad steiler Eisfirn) scheint wieder einmal unüberwindbar von unten. Zum ersten Mal brauchten wir auf einer Hochtour unsere Frontzacken der Steigeisen. Das ging ziemlich in die Waden und wir waren froh, als wir auf den Gipfelgrat ankamen wo wir nur noch zum Gipfel traversieren mussten. Leider waren wir umhüllt von Wolken und hatten keine Aussicht, der Föhn hielt sich mit der Stärke jedoch überraschenderweise in Grenzen so dass es uns nicht vom Fleck wegblies.
Bänderweg
Der legendäre Bänderweg war relativ gut zu meistern, die ausgesetzten Stellen hielten sich in Grenzen. Den Abgrund sah man zum Glück nicht welcher ca. 3 Meter unterhalb des Weges war. Wenn man aber zurückblickt bleibt einem doch der Atem stehen und man ist erstaunt, dass man dies geschafft hat. Auch die Sonne kam dann zum vorschein und man konnte das verpasste Panorama erahnen welches man auf dem Gipfel gehabt hätte. Danach ging es, ausser einem kleinen grösseren Umweg wegen des Schnees, relativ locker weiter. Wir liessen die Bifertenhütte links liegen und gingen direkt unter dem Kistenstöckli vorbei weiter auf dem markierten Wanderweg über den Kistenpass zur Baustelle bei der Muttseehütte wo wir uns eine Suppe mit Wienerli gönnten. Die Stärkung brauchten wir für den ca. 700m Abstieg zur Seilbahn welche uns die restlichen 1000 Höhenmeter bis zur Tierfehd runterbringen soll. Der letzte Blick zurück zum Bifertenstock lässt uns einmal mehr staunen, dieses Mal mehr über die zurückgelegte Distanz. Der Nebel holte uns dann doch noch ein und leichter Regen erwartete uns nach weiteren 12 Stunden Wanderzeit im Tal.

Es war eine sehr anspruchsvolle aber lohnende Tour. Kundige Führung und gute Tourenvorbereitung ist jedoch sehr empfehlenswert da es doch viele schwierige und ausgesetzte Stellen gibt wo eine gute Sicherung nötig ist.

Lämmernhüttli
Bänderweg

Bänderweg
Kistenstöckli

Alter Weg hinab zur Bergstation

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